Saarlandbotschafterveranstaltung mit Ralf Zastrau

Am 29. Februar 2012 hielten Ralf Zastrau, Saarlandbotschafter und CEO der Nanogate AG und Michael Jung, COO der Nanogate AG, einen Vortrag zum Thema „Nanogate-Technologie made in Saarland-Innovative Produkte durch multifunktionale Oberflächen“. Lesen Sie hier den Bericht dazu.

Herr Michael Hartz, Vorstand der SHS Foundation, begrüßt die Zuhörer und die Referenten Saarlandbotschafter Ralf Zastrau, CEO der Nanogate AG und Michael Jung, COO der Nanogate AG.

Zur Einführung gibt Herr Ralf Zastrau den Zuhörern einen Überblick über die Nanogate AG:

Nanogate ist 1999 mit einem kleinen Team operativ gestartet, hat heute rund 250 Mitarbeiter, einen jährlichen Umsatz von über 30 Millionen Euro und wächst seit Jahren im deutlich zweistelligen Prozentbereich. Am neuen Hauptstandort Göttelborn in der ehemaligen Bergwerksschule befinden sich die gesamte chemische Entwicklung, die Produktion, die Verwaltung und der Vertrieb. Darüber hinaus gehören zu der Gruppe noch Standorte  für Oberflächentechnologien in Spiesen, Schwäbisch Gmünd und Eindhoven.

Das Unternehmen bietet im Bereich der Nanotechnologie ein Gesamtpaket an, das sowohl das Material- und Prozess-Engineering umfasst als auch umfassende Kompetenzen in der Serienproduktion. Dabei sind lange Kundenbeziehungen und Innovationspartnerschaften von großer Bedeutung. Nanogate verfolgt eine Plattformstrategie bei der verschiedene Oberflächen-Funktionen modular kombiniert werden können.

Zudem engagiert sich Nanogate stark im Bereich Corporate Social Responsibility beispielsweise als Verantwortungspartner Saarland, Ärzte für die Dritte Welt, verschiedene Schulprojekte sowie Social Business Projekte.

Zurzeit befindet sich das Unternehmen in einer Phase der Internationalisierung sowie der Erschließung großer Märkte mit dem Ziel weiter zu wachsen und die Systemführerschaft zu behaupten. Als Produktpalette bietet Nanogate Serienlösungen an z.B. in den Bereichen Automotive/Maschinenbau, Gebäude/Interieur sowie funktionelle Textilien. Im Jahr 2006 ist Nanogate an die Börse gegangen, auch um seine Eigenständigkeit zu bewahren und weiter wachsen zu können. 2007 erfolgte die Ausweitung der F&E. 2008 wurde der Standort Göttelborn bezogen. Von 2008 bis 2010 erfolgten hohe Mitteleinsätze in Innovationen insbesondere für neue Produkte mit signifikanten Umweltbeiträgen. Um große Märkte als Systempartner besser erschließen zu können, wurden 2010 die Firma GfO Gesellschaft für Oberflächentechnik und 2011 die Firma Eurogard akquiriert. Auch das abgelaufene Geschäftsjahr 2011 hat wieder eine erfreuliche Entwicklung genommen und war von starkem Wachstum gekennzeichnet. Zudem erhielt die Nanogate AG viele Auszeichnungen und Anerkennungen.

Das Geschäftsmodell der Nanogate AG als integriertes Systemhaus besteht darin, neue Werkstoffe zu entwickeln und selbst herzustellen, diese dann in komplexe Materialsysteme zu transformieren und direkt mit optimaler Anwendungs- sowie Produktionstechnologie zu verbinden. In Summe ist die Nanogate AG daher in der Lage, die umfassende Kompetenz von Material bis zu großvolumiger Serienproduktion zur Verfügung zu stellen und konzentriert sich hierbei insbesondere auf multifunktionale Hochleistungsoberflächen unter Berücksichtigung von Sicherheit, Gesundheit, Kosten und Umweltfreundlichkeit.

Die Umsetzung dieses Geschäftsmodells basiert auch auf einer Plattformstrategie, wobei Bausteine mit verschiedenen Oberflächeneigenschaften schnell kombiniert werden können und eine maßgeschneiderte Multifunktionalität erreicht werden kann, z.B. mit optischen Funktionen, elektrischen Funktionen, antibakterielle Funktionen, Barriereeigenschaften oder Oberflächenenergiesystemen.

In diesem Zusammenhang beschreibt Herr Zastrau einige aktuelle Anwendungsbeispiele und Projekte wie die eigene Inkjet-Technologie, die besonders günstige und gleichzeitig  brillante Oberflächen ermöglicht. Ebenso wurden Anwendungen vorgestellt, die Kratzfestigkeit, Oberflächenschutz, „Easy to Clean“ oder Anti-Beschlag-Funktionalitäten kombinieren und derzeit beispielsweise in Scheinwerfern, schwarzen Hochglanzbauteilen oder Displays zum Einsatz gelangen. Auch hat das Unternehmen im Bereich Gebäudeschutz bei Straßentunnel Erfolge zu verzeichnen und konnte hier Wartungsintervalle verlängern sowie gleichzeitig sehr umweltfreundliche Reinigungsprozesse ermöglichen. So etwa in einem Referenzbeispiel in Stockholm. Hier wurde die verwendete Technologie zwischenzeitlich für den Gebrauch in sämtlichen Straßentunneln Europas weiterentwickelt. Ein weiteres Beispiel wurde im Bereich von Filtermedien dargestellt, bei welchen durch den Einsatz von Nanogate- Technologie nicht nur die Filterleistung verbessert wurde sondern parallel ebenso flammhemmenden, ölabweisenden oder antistatischen Eigenschaften integriert wurden.

Als ein aktuelles Anwendungsbeispiel aus dem wichtigen Gebiet der Energieeffizienz wurde die erfolgreiche Veredelung von Wärmetauschern für Heizungen genannt. Hier wird der Einsatz von beispielsweise von Leichtmetallsystemen ermöglicht, Wirkungsgrade gesteigert und im Betrieb über extrem lange Zeiträume gehalten, Korrosion verhindert sowie Wartungsintervalle verlängert. Hierdurch lassen sich kostengünstig erhebliche Effizienzsteigerungen erzielen und aktive Beiträge zur CO2-Reduktion erreichen. Die Produktsysteme befinden sich bereits bei international führenden Unternehmen erfolgreich im ersten Einsatz und  soll zukünftig in großen Serien Verwendung finden. Die Nanogate AG verspricht sich in diesem Markt für die kommenden Monate und Jahre erhebliches Wachstumspotential.

Herr Zastrau formuliert zusammenfassend für die Nanogate AG den Anspruch, auch zukünftig das führende integrierte Systemhaus für Hochleistungsoberflächen zu sein. Ein besonders Leistungsmerkmal von Nanogate besteht in der Kombination von komplexem Material Know-how mit exzellenter Umsetzungs-Kompetenz bis zur Großserie.

Diese integrierten Kompetenzen werden von Markt stark nachgefragt und sollen weiteres Wachstum für die Nanogate AG ermöglichen. Hinsichtlich der Umsetzung dieser Wachstumsstrategie nennt der Referent drei Bereiche: Internationalisierung, Erschließung von Zukunftsmärkten wie neue Kunststoffe oder Energieeffizienz sowie auch ein gezieltes externes Wachstum.

Anschließend übergibt Herr Zastrau das Wort an Herrn Michael Jung, der zum Thema „Nanotechnologie im gesellschaftlichen Diskurs“ spricht.

Herr Jung führt unter anderem folgende, aktuelle Themen im Bereich der Nanotechnologie auf:

  • Zukünftige Anwendungen
  • Rechtliche Rahmenbedingungen
  • Berufliche Perspektiven
  • Chancen und Risiken
  • Definition Nanotechnologie
  • Geschäftsmodelle
  • Historie

Die Historie der Nanotechnologie ist noch jung. Die Entwicklung begann erst vor 30 Jahren mit der Erfindung des Rastertunnelmikroskops. Die ersten Start-ups zu der Thematik wurden in den 90er Jahren gegründet. Heute befindet sich die Nanotechnologie in der konkreten Anwendungsphase und es werden Fragestellungen nach der Begleit- und Risikoforschung sowie der Schaffung von nanospezifischen rechtlichen Rahmenbedingungen diskutiert.

Bei der Nanotechnologie handelt es sich um eine Querschnittstechnologie, die viele Lebensbereiche durchdringt, z.B. Umwelt/Klima, Kommunikation, Ernährung, Gesundheit, Ressourcen, Energie. In Deutschland arbeiten rund 60.000 Beschäftigte in 1.900 Institutionen im Bereich der Nanotechnologie. Ein Großteil der Unternehmen ist in der Größe der KMUs angesiedelt und sehr umsetzungsstark. Deutschland befindet sich dabei in den Top 5 der weltweiten Patente im Bereich Nanotechnologie.

Im Bereich Bildung und Ausbildung hat sich die Zahl der Themenbereiche zwischen 2007 und 2011 von 30 auf 314 mehr als verzehnfacht. Gegenwärtig wird das Thema sowohl von Hochschulen als auch auf Facharbeiterebene verstärkt aufgegriffen.

In der öffentlichen Wahrnehmung in Deutschland sind 2/3 der Bevölkerung dem Thema gegenüber aufgeschlossen. Allein in Bereich der Ernährung und auch Kosmetik ist die Akzeptanz eher gering.

Im Bereich der Megatrends bieten sich für die Nanotechnologie große Chancen für eine nachhaltige Produktentwicklung durch das Design neuer Produkte, insbesondere

Bauen und Wohnen:                     Baustoffe und Isolierungen

Ernährung und Gesundheit:           Wirkstoffkombinationen

Energie und Rohstoffe:                 Ressourcenschonung

Mobilität:                                    Druckbare Elektronik

Vor dem Hintergrund der Nanotechnologie als strategisch sehr bedeutsame Querschnitttechnologie für viele Branchen kommt der Diskussion dieser eine besondere Bedeutung zu. Ziel ist es, dass ein öffentliche Diskurs möglichst sachlich geführt wird und die Chancen genutzt werden können ohne Risiken außer Acht zu lassen. Dazu bedarf es ebenso einer politischen Begleitung auf europäischer Ebene und auf Bundesebene.

Ein abschließendes Wissen über die Nanotechnologie ist allerdings noch nicht vorhanden und mögliche Risiken müssen daher ebenso systematisch betrachtet werden. Eine allgemeine Risikobetrachtung lässt sich mit folgender Gleichung formulieren: Risiko= Gefahr x Exposition.

Grundsätzlich wird jedoch diese aktive und offene Diskussion über Chancen und Risiken auch derzeit sinnvoll in der Öffentlichkeit geführt. Einige aktuelle Bespiele hierfür sind:

Auf Bundesebene wurde eine Nanokommission eingerichtet, die verschiedene Stakeholder zusammenführt (Herr Jung ist Mitglied dieser Kommission).

Ein Sachverständigenrat erarbeitet Stellungnahmen zur Schaffung von gesetzlichen Rahmenbedingungen.

Im Bereich der Kosmetik wird es ab 2013 ein Kennzeichnungs- und Produktregister geben, im Bereich der Lebensmittel ab 2014.

Im Bereich der von der Nanogate AG eingesetzten Technologie für Oberflächen sind Risiken als sehr gering einzustufen. Dies ist beispielsweise auf die eingesetzten, sicheren Stoffsysteme zurückzuführen und da Nanostrukturen bei Nanogate-Systemen immer fest in die jeweiligen Oberflächen eingebunden werden.

Die Firma Nanogate betrachtet dennoch Chancen und gleichermaßen mögliche Risiken mit hoher Priorität,  verfügt über ein mehrfach zertifiziertes Qualitäts- und Umweltmanagementsystem und verfolgt ressourcenschonende Produkt- und Anwendungsstrategien. Auch wurde die Nanogate AG bereits in vielfältigen Initiativen eingebunden (z.B. dem Nano-NachhaltigkeitsCheck des Öko-Instituts) und hat nicht zuletzt den deutschen Verband der Nanotechnologie in Saarbrücken mitgegründet.

Hier gelangen Sie zu den Bildern und dem Video der Veranstaltung.