Saarlandbotschafterveranstaltung mit Philipp Schindera

Am Mittwoch, den 10. April hielt Saarlandbotschafter und Leiter der Unternehmenskommunikation der Deutschen Telekom AG Philipp Schindera einen Vortrag zum Thema: „Wie verändern Facebook, Twitter & Co unsere Kommunikation?“ im Visualisierungszentrum am DFKI auf dem Uni Campus Saarbrücken.

1. Herr Michael Hartz, Vorstand der SHS Foundation, begrüßt den Referenten Saarlandbotschafter Philipp Schindera, Leiter Unternehmenskommunikation der Deutschen Telekom AG, und die Teilnehmer der Veranstaltung.

2. Herr Reinhard Karger, Unternehmenssprecher DFKI, begrüßt den Referenten und die Teilnehmer im DFKI und richtet den Anwesenden Grüße von Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Wahlster aus.

3. Herr Schindera strukturiert seinen Vortrag anhand der Themen

– Medienkompetenz

– Internetzugang

– Privatsphäre

– Meinung

Zunächst weist Herr Schindera darauf hin, dass Smartphones heutzutage elementarer Bestandteil des täglichen Lebens sind. Sämtliche Inhalte wie Musik, Photos und Filme sind heute digital im Netz verfügbar. Die Entwicklung hin zu der aktuellen Situation begann Anfang der 90er Jahre mit der Verfügbarkeit des Internets als Massenmedium. Handys entwickelten sich in der zweiten Hälfte der 90er Jahre zum Massenmedium. Die Verbreitung der sozialen Netzwerke begann in den 2000er Jahren. Das dortige Teilen von Erlebnissen charaktrisiert Herr Schindera als urmenschliche Verhaltensweise. Menschen wollen sich anderen Menschen mitteilen und beziehen daraus positive Erlebnisse. Gefördert wurde die Verbreitung der sozialen Netzwerke mit dem Aufkommen der Smartphones ab 2007.

Heutzutage können digitale Inhalte innerhalb kürzester Zeit von jedermann einfach generiert, publiziert und kommentiert werden. Die Produktion der Inhalte verläuft dank der Smartphones parallel zu anderen Aktivitäten und erfolgt spontan situationsabhängig. Die Kommunikation orientiert sich nicht mehr an dem „one-to-one“ oder „one-to-many“ Paradigma, sondern verläuft anhand eines „many-to-many“ Ansatzes, bei dem jeder seine eigenen Inhalte produzieren und veröffentlichen kann. Dies führt dazu, dass sich jeder seine eigenen Informationen im Netz beschaffen kann und nicht mehr darauf angewiesen ist, dass diese von Dritten, z.B. Journalisten, aufbereitet werden. Hieraus resultieren mehr Transparenz und Demokartie, denn jeder kann seiner eigenen Stimme über das Internet Gehör verschaffen. Plattformen wie Wikileaks fördern die Transparenz und verdeutlichen, dass es im Zeitalter des Internets schwierig ist, Informationen zurückzuhalten.

Als die drei wesentlichen Erfolgskriterien für die Verbreitung von Social Media nennt der Referent:

1.) Einfach zu nutzen

2.) Jederzeit verfügbar

3.) Spontan nutzbar

Herr Schindera weist darauf hin, dass es von der totalen Vernetzung keinen Schritt zurück geben wird und sich Gesellschaft und Unternehmen darauf einstellen müssen.

Weiterhin führt Herr Schindera aus, dass die Welt aufgrund von Social Media effizienter wird, was Phänomene wie die Schwarmintelligenz beweisen. Für die Vortragvorbereitung hat er selbst auf Social Media zurückgegriffen und über das Telekom interen soziale Netzwerk um Input von Kollegen gebeten. Deren Hinweise sind in Form von interessanten Links auf der Facebook Seite der SHS Foundation abrufbar.

Bewertungen von anderen Käufern über Social Media geben Orientierung bei Kaufentscheidungen. Als Unternehmen muss man damit umgehen können und sich auch auf negative Meinungen („Shitstorm“) einstellen. Der beste Weg dahin führt über einen kontinuierlichen Dialog mit der Netzgemeinschaft auf Augenhöhe.

Über Social Media werden weiterhin klassische Hierarchiemuster aufgebrochen. Früher verfügte der Chef über einen Wissensvorsprung, heute existieren in Unternehmen Plattformen und soziale Netzwerke, wo das gesammelten Wissen für alle abrufbar ist. Hieraus resultiert ein kultureller Wandel, der aktuell noch absolutes Neuland für die Unternehmen darstellt.

Außerdem ermöglicht es Social Media am Leben von anderen Menschen teilzunehmen, die man lange nicht gesehen hat oder die weit entfernt leben.

Voraussetzung um von den genannten Vorteilen zu profitieren ist eine ausreichende Medienkompetenz. Phänomene wie ausufernde Facebook-Parties zeigen, dass noch nicht jeder Nutzer über eine entsprechende Medienkompetenz verfügt. Herr Schindera weist darauf hin, dass das Forschungslabor der Telekom aus diesem Grund 101 Leitlinien für die digitale Welt entwickelt hat, die unter http://eetiquette.de/ abrufbar sind.

Der Umgang mit Social Media muss vermittelt werden und dabei müssen alle Teile der Gesellschaft mitgenommen werden. Hierbei lässt sich ebenfalls ein Paradigmenwechsel beobachten, bei dem die Jüngeren den Älteren etwas beibringen. Bei der Telekom erfolgt dies unter dem Stichwort „Reverse Mentoring“.

Bei der Diskussion über Social Media muss berücksichtigt werden, dass es sich hierbei in erster Linie um ein Phänomen der entwickelten Welt handelt, da bisher zwei Drittel der Weltbevölkerung über keinen stabilen Internetzugang verfügen. Diese Regionen dürfen jedoch nicht abgehängt werden.

Insgesamt erwartet Herr Schindera für die zukünftige Entwicklung von Social Media eine Welle der Konsolidierung und Konzentration. Der Trend geht in Richtung Spezialisierung wie man anhand der Plattform Pinterest sehen kann. Der Trend zur Vernetzung wird sich weiterhin fortsetzen in Projekten wie der Google Datenbrille oder in Richtung vernetztes Automobil.

3. Anschließend eröffnet Herr Schindera die Fragerunde:

Ein Zuhörer erkundigt sich, welche Rolle der Datenschutz bei den Usern der Zukunft spielt.

Herr Schindera antwortet, dass der Datenschutz zukünftig ein wichtiges Thema sei, da das Internet nichts vergisst. Es liegt in der Verantwortung jedes Nutzers selbst zu bestimmen, wieviel er von sich preisgibt. Das müsse man den jüngeren Nutzern rechtzeitig vermitteln.

Ein weiterer Teilnehmer erkundigt sich nach den Auswirkungen von Social Media auf die Sprache und die Rechtschreibung.

Der Referent merkt an, dass diese Frage einen kulturellen Wandel betrifft und daher von anderen Disziplinen wie der Soziologie beantwortet werden muss. Generell lässt sich jedoch feststellen, dass die neuen Medien dazu verleiten, kürzer zu schreiben und dabei weniger auf korrekte Rechtschreibung zu achen. Aber es ist auch ein gegenläufiger Trend festzustellen, dabei achten Nutzer auch auf Social Media Plattformen, dass korrekt geschrieben wird, da eine falsche Rechtschreibung als Desinteresse ausgelegt werden kann.

Ein Teilnemer fragt Herrn Schindera, ob er an die Existenz der Schwarintelligenz wie sie sich z.B. in Wikipedia manifesiert, glaubt.

Herr Schindera antwortet, dass er dies täglich erlebt und der im Vortrag geschilderte Austausch unter den Mitarbeitern bereits Realität sei.

Zum Thema Internetzugang merkt ein Zuhörer an, dass Vermieter heutzutage darauf achten müssen, dass in der Wohnung ein Breitbandinternetzugang vorhanden sei, ansonsten können sie Probleme mit der Vermietung bekommen.

Herr Schindera bestätigt die immense Bedeutung eines schnellen Internetzugangs und erläutert, dass aus Infrastruktursicht leistungsfähige Datenleitungen  die Autobahnen des 21. Jahrhunderts seien.

Ein Teilnehmer fragt nach, wieviele Mitarbeiter bei der Telekom in sozialen Netzwerken aktiv sind und erkundigt sich nach den Zugangsrechten.

Herr Schindera schildert, dass sich die Social Media Aktivitäten der Telekom aus Mitarbeiterinitativen entwickelt haben und nicht Top Down vom Management implementiert wurden. Allein bei Facebook verfügt die Telekom über verschiedene Seiten um bestimmte Themen zu bündeln, z.B. die Seite „Telekom hilft“ bei Kundenanfragen.

Ein Zuhörer fragt nach, ob man sich in Social Media besser als Privatperson oder mit seiner Unternehmensfuntion präsentiert.

Der Referent antwortet, dass er selbst in Facebook als Privatperson auftritt und bei Twitter als Unternehmenssprecher. Die Unternehmen müssen für solche Fragestellungen Richtlinien erarbeiten. Die Telekom verfügt beispielsweise über Leitlinien für den Gebrauch von Social Media, die über die Unternehmenswebseite abrufbar sind.

Ein Zuhörer merkt an, dass man neben dem Internetzugang auch eine entsprechende Hardware und Software benötigt und dies längerfristig zu einer Differenzierung zwischen armen unsd reichen Regionen bzw. Regionen mit schnellen und langsamen Internetzugang führen kann. Weiterhin erkundigt sich der Teilnemer nach den sozialen Auswirkungen von Social Media auf die Gesellschaft.

Herr Schindera antwortet, dass sich die Telekom Gedanken zu den gesellschaftlichen Auswirkungen macht und beispielsweise eine spezielle Software anbietet, um den Zugang zum Internet für Kinder sicher zu gestalten. Die gesellschaftlichen Auswirkungen müssen jedoch in einer konzertierten Aktion aller gesellschaftlichen Akteure diskuiert werden.

Bezüglich der Kosten von Hardware und Internetzugang merkt er an, dass es in der Telekommunikationsindustrie einen jahrelangen Preisverfall gibt.

Ein Zuhörer fragt nach der Bedeutung des mobilen Bezahlens.

Herr Schindera antwortet, dass das mobile Bezahlen ein wichtiges Zukunftsthema sei und sich mit der Verbreitung der Smartphones einfach umsetzen lasse. Die Telekom testet das mobile Bezahlen aktuell im polnischen Markt.

Ein Teilnehmer erkundigt sich, warum es bei der Telekom einerseits eine Geschwindigkeitsreduktion für Nutzer geben soll, die viele Inhalte herunterladen und andererseits das Internetfernsehen „Entertain“beworben wird, welches viel Bandbreite beanspruche.

Herr Schindera antwortet, dass sich hier die Frage nach der Netzneutralität stelle, die Gegenstand einer eigenen Veranstaltung sein könnte und nicht Thema seines Vortrags sei. Generell vertritt er die Meinung, dass das Internet eine begrenzte Ressource sei und seiner Ansicht nach Klassifizierungen und Priorisierungen vorgenommen werden müssten, da sonst der Datenverkehr nicht effizient zu steuern sei und sonst die Gefahr drohe, dass zeitkritische Anwendungen blockiert würden.

Die Bilder zur Veranstaltung sehen Sie hier.