Industrie 4.0 – die neue Welt der Produktion

Anlässlich der Informationsveranstaltung zum Zukunftsthema „Industrie 4.0“ am 20.06.2013 im Saarbrücker Schloss diskutierten Experten wie der Sprecher der Saarlandbotschafter Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Wahlster und die Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer die Forschungsergebnisse im Bereich Industrie 4.0 und ihre Auswirkungen.

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer thematisierte die Frage, wie durch die Forschungsergebnisse im Bereich Industrie 4.0 ein Mehrwert für das Saarland als Industrieregion entsteht und wie mit der im Land vorhandenen Expertise die Entwicklung in Richtung einer neuen industriellen Revolution initiiert und gestaltet werden kann. Die Ministerpräsidentin betonte die Notwendigkeit, die innovativen Ideen und gewonnenen Erkenntnisse über Netzwerke und Forschungsverbünde in die Praxis zu bringen und gute Bedingungen im Land für den Zuzug von Fachkräften zu schaffen. Die Auftaktveranstaltung sollte auch dem Knüpfen eines solchen Netzwerkes zum Thema Industrie 4.0 dienen.

Prof. Dr. Wolf-Dieter Lukas, Abteilungsleiter Schlüsseltechnologien – Forschung für Innovationen im Bundesministerium für Bildung und Forschung, führte aus, dass der Begriff und die Idee „Industrie 4.0“ bereits in der Welt und nicht mehr wegdenkbar sind. In einem nächsten Schritt müssen sie in der Mitte der Gesellschaft ankommen. Der Vorteil von Deutschland als alte Industrienation sei es, nie Deindustrialisierung betrieben zu haben. Der Mittelstand und die Gewerkschaften haben ebenfalls dazu beigetragen, dass Deutschland heute noch eine Industrienation ist. Damit sich die sich abzeichnende vierte industrielle Revolution umsetzen lässt, benötigt man neben einer hervorragenden Wissenschaft auch Industrieunternehmen, die in einem Verbundprojekt die Forschungsergebnisse aufnehmen und umsetzen. Außerdem muss man von Beginn an die gesellschaftlichen Folgen mitdenken und die Gewerkschaften in den Prozess einbeziehen.

Herr Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Wolfgang Wahlster, Vorsitzender der Geschäftsführung des DFKI, erläuterte, dass in der Entwicklung von der Industrie 3.0 zur Industrie 4.0 die großformatigen SPS Systeme zur Steuerung von Maschinen und Anlagen ersetzt werden durch kleine Webserver mit kompletten Betriebssystemen, eine dezentrale Selbstorganisation des Produktionsstückes, Flexibilität und Fertigung von Unikaten ermöglichen. Im Zuge der vierten industriellen Revolution unterstützt das Produkt aktiv den eigenen Produktionsprozess.

Zukünftig wird eine schnelle Reaktion auf Kundenanforderungen einen immer höheren Stellenwert einnehmen. Die Kunden fragen zunehmend individuelle Produkte nach bis hin zu Losgröße 1. Durch cyber-physische IT-Systeme in einer vernetzten Smart Factory wird die Losgröße 1 sowohl lieferbar als auch bezahlbar und somit zu einem der wirtschaftlichen Treiber von Industrie 4.0. Bei der Smart Factory handelt es sich um ein Netzwerk intelligenter Objekte. Eine zentrale Aufgabe in der Smart Factory besteht darin, dass alle Maschinen drahtlos untereinander kommunizieren und die am Produktionsprozess beteiligten Menschen die steigende Komplexität bewältigen können.

In der Smart Factory steuert das Produkt seine Herstellung, ist gleichzeitig Akteur und Beobachter und entscheidet autonom auf Basis übergeordneter Prozessdaten. Je nach vom Kunden gestellter Anforderung, z.B. eine möglichst schnelle oder möglichst ressourcenschonende Herstellung, sucht sich das Produkt selbst die entsprechende Maschine. Im Mittelpunkt des ganzen Prozesses steht weiterhin der Mensch, der durch die sich abzeichnende vierte industrielle Revolution hochwertige Arbeitsplätze erhält. In verschiedenen Förderprojekten sorgt das DFKI für die Einführung cyber-physischer Produktionssysteme bei verschiedenen Projektpartnern am Produktionsstandort Saarland.

An einer Demonstrationsanlage zur Smart Factory zeigte Herr Prof. Wahlster live die Produktion eines intelligenten Schlüsselfinders mit cyber-physischen Technologien.

Anschließend erläuterte Herr Jörn Lehmann, Referent der Geschäftsstelle „Plattform Industrie 4.0“, die branchenübergreifende Zusammenarbeit der Verbände BITKOM, VDMA, ZVEI zum Thema Industrie 4.0. Neben der Forschung und Entwicklung sind auch Fragstellungen nach der Normierung und Standardisierung von Interesse, um Komponenten miteinander zu vernetzen und ein gemeinsame Kommunikation zu ermöglichen sowie die Diskussion über die arbeitsorganisatorischen Auswirkungen von Industrie 4.0. Informationen über Plattform finden sich unter www.plattform-i40.de

In einer von Reinhard Karger, Pressesprecher des DFKI, moderierten Expertenrunde diskutierten Bernd Franzmann, Karlsberg Brauerei GmbH, Dr. Matthias Möller, Bosch Rexroth AG, Klaus Hermann, Festo AG & Co. KG, Prof. Dr. Bernd Valeske vom IZFP und Dr. Constanze Kurz von der IG Metall über konkrete Einsatzbereiche und den praktischen Nutzen von Industrie 4.0.